Interview mit der Tischlerei Bock
von MarcoIn unserer Interview-Serie stellen wir dir die Tiny House Hersteller Deutschlands genauer vor. Heute haben wir Christian von der Tischlerei Bock aus Hessen zu Gast.
Sehr ausführlich beschreibt uns Christian woher seine Liebe zu den Tiny Houses kommt und wie er mit seinem Team diese kleinen Kunstwerke sehr Nahe am Kunden entwirft und baut.
kleinerleben: Hallo Christian! Wie bist du auf das Thema Tiny Houses gestoßen?
Christian: Bevor ich mich selbständig gemacht habe bin ich vielen in verschiedenen Ländern und Ortern gewesen, um Erfahrungen zu sammeln. Damals habe ich gedacht, es wäre schön, wenn ich mir für ein paar Monate Arbeit an einem Ort nicht immer eine neue Unterkunft suchen muss. Damals habe ich schon von einer kleinen mobilen Behausung geträumt. Angefangen habe ich dann damit, einen alten Holzbauwagen umzubauen. Der wurde aber schnell zu schwer. Dann bin über Jay Shafer und sein Tiny House in den USA gestolpert. Das war für mich der Anlass ein Tiny House für unsere europäischen Verhältnisse zu entwickeln. Das Tiny House haben wir eigentlich für uns gebaut, wir haben damals nicht gedacht, dass daraus mal ein Arbeitszweig unserer Tischlerei wird.
kleinerleben: Was macht für dich die Faszination an diesen kleinen Häusern aus?
Christian: Die Faszination ist für mich die Möglichkeit, sich ein kleines mobiles Zuhause zu schaffen. Es macht sehr viel Spaß gemeinsam mit unseren Kunden und meinen Mitarbeitern für jeden Kunden sein persönliches Tiny House zu planen und umzusetzen. Jeder neue Kunde bringt wieder neue Wünsche und Herausforderungen mit. Das macht die Sache für uns so spannend und interessant. Dadurch entwickeln wir uns ständig weiter. Es ist immer wieder etwas Neues, wenn wir zusammen ein Tiny House entwickeln. Jeder meiner Mitarbeiter bringt sich mit ein, dadurch entstehen immer wieder ganz besonders schöne Lösungen. Ein Mitarbeiter hat es mal so gesagt: "Eigentlich dürften wir das Tiny House nicht an den Kunden geben, ich möchte es lieber selber behalten." Neben den Anforderungen des Kunden steckt viel von uns in so einem Tiny House.
kleinerleben: Seit wann baust du Tiny Houses und wie viele hast du bereits gebaut? Welche fachlichen Kompetenzen bringt das Bauteam mit?
Christian: Wir haben das erste Tiny House 2013/14 gebaut. Zur Zeit bauen wir an Tiny House Nr. 11. Wir sind eine kleine Tischlerei. Bei uns arbeiten 2 Tischlermeister, 1 Tischlergeselle, 1 Zimmermann, 3 Lehrlinge und eine Teilzeitkraft im Büro. Neben den der üblichen Fachkenntnis, ist das wichtigste die Begeisterung für die Tiny Houses, das ist das, was uns motiviert und vorantreibt. Für Dachdeckerarbeiten, Strom und Wasser haben wir Partner, die in diesen Bereichen ihre Kompetenz haben.
kleinerleben: Sind die Tiny Houses Wohnwagen mit TÜV-Abnahme oder baut ihr die Häuser als Ladung für den Trailer?
Christian: Bisher bauen wir als gesicherte Ladung, es besteht aber auch die Möglichkeit das Tiny House als Wohnwagen zuzulassen.
kleinerleben: In welchen Größen baut ihr Tiny Houses? Gibt es Einschränkung?
Christian: Bei 3,5 t sind wir je nach Ausführung auf eine Größe von ca. 6 m limitiert. Wir bauen zur Zeit im Rahmen eines Workshops an einem 8 m Tiny House auf einem 8 t Anhänger.
Gemeinsam mit My Tiny House Projekt bieten wir einen mehrstufigen Praxisworkshop an. Der erste Block war vom 16.2. - 18.2.2018, das hat uns sehr großen Spass gemacht. Weiter geht es vom 13.4. bis zum 15.4.2018 Wir freuen uns schon darauf.
Das war beim letzten Workshop. Ich hatte zwei meiner Mitarbeiter dabei, Tim und Frederik. Das nächste Mal kommen Jonas und Phillip mit mir zum Workshop. (Alle wollen mal ihr Wissen weitergeben)
kleinerleben: In welchem Rahmen bewegen sich die Preise und was kann ich an Ausstattung erwarten?
Christian: Abhängig von der Ausführung ab ca. 27.000 € für einen Rohbau. Das fertig ausgebaute Tiny House mit Komposttoilette, Küche, Bett, Einbauschränken, PV-Anlage, Arbeitsplatz und Ofen ab ca. 50.000 €.
kleinerleben: Bekomme ich mein Tiny House nach Hause geliefert, oder muss ich es abholen? Wie weit liefert ihr die Tiny Houses? Welche weiteren Kosten entstehen dabei?
Christian: Fast immer liefern wir das Tiny House an den Kunden aus. In der Regel ist der Kunde damit überfordert, das Tiny House gleich über so eine weite Strecke zu fahren. Ich empfehle immer zuerst mal, mit dem Gespann das Fahren zu üben. Dazu ist es besser, keine große Strecke bewältigen zu müssen, sondern sich zu beginn eine übersichtliche Strecke ohne Zeitdruck vorzunehmen. Ich liefere das Tiny House gegen Kostenbeteiligung aus. Für den Transport schließe ich dann eine Transportversicherung ab, die zwischen 80 und 100 € kostet. Diese Kosten fallen dann zusätzlich an.
kleinerleben: Gibt es vorgefertigte Designs oder muss/kann ich es selbst erstellen? Habe ich die Möglichkeit vorgefertigte Designs zu ändern? Wie sieht der Prozess aus, wenn ich ein eigenes Design umsetzen möchte?
Christian: Wir haben keine Standardlösungen. Bei uns wir jedes Tiny House zusammen mit dem Kunden individuell geplant und umgesetzt. Wir machen alle paar Monate einen Tag des offenen Tiny House. Dort ist dann die Gelegenheit, sich unverbindlich zu informieren. Wir bieten dazu individuelle Beratungstermine an. Diese Termine kosten 250 € und werden bei einem späteren Auftrag angerechnet. Wir machen 3D Zeichnungen, gelegentlich bauen wir auch ein einfaches Modell.
kleinerleben: Wie ökologisch sind die Tiny Houses der Tischlerei Bock?
Christian: Wir verwenden hauptsächlich ökologische Materialien.
kleinerleben: Was unterscheidet die Tiny Houses der Tischlerei Bock von anderen?
Christian: Wir verwenden einen eigenen Anhänger, den wir in Zusammenarbeit mit einem Fahrzeugbauer entwickelt haben. Wichtig ist uns die ökologische, diffusionsoffene Bauweise und die individuelle Planung mit unserem Kunden.
kleinerleben: Welche Wünsche erfüllt die Tischlerei Bock seinen Kunden nicht?
Christian: Wir bauen keinen 8 - 9 m Tiny House auf einem 3,5 t Vlemmix Anhänger für eine Familie mit 2 Kindern, Hund und Katze.
kleinerleben: Wer sollte sein Tiny House von Euch bauen lassen?
Christian: Das kann man nicht pauschal beantworten. Die Zusammenarbeit muss passen. Wir haben auch schon mal einen Auftrag abgelehnt, bei dem wir den Eindruck hatten, dass es keine gute Zusammenarbeit geben wird. Das zeigt sich eigentlich schon bei dem 1. persönlichen Gespräch.
kleinerleben: Welche Vorüberlegungen sollte man bereits angestellt haben?
Christian: Je mehr Informationen über die Nutzung, den Standort, die vorhandene Infrastruktur, eigene Vorlieben und Wünsche, eigene Ideen wir haben, um so besser können wir den 1. Entwurf gemeinsam entwickeln.
kleinerleben: Kann ich an meinem Tiny House auch mitbauen?
Christian: Gerne kann der Bauherr bei uns mit an seinem Tiny House bauen.
kleinerleben: Wo können Dich unsere Leser erreichen? Wie findet eine Kontaktaufnahme im Idealfall statt?
Christian: Die beste Möglichkeit ist eine Kontaktaufnahme per Mail. Dann schicken wir eine Antwort mit weiteren Informationen. Der nächste Schritt ist dann ein Telefonat.
kleinerleben: Kannst Du Dir vorstellen selbst in einem Tiny House zu leben und warum?
Christian: Ich für meine Person kann es mir gut vorstellen im Tiny House zu wohnen. Meine Familiensituation ist allerdings so, das ich mit meiner Frau und zwei halbwüchsigen Kindern, einem Hund und einer Katze lieber in einer Wohnung wohne.
kleinerleben: Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast unsere Fragen zu beantworten.
Wenn Du andere Tiny House Bauer suchst, findest hier eine Liste der Tiny House Hersteller Deutschlands.