Wie klein ist groß genug? Vom Wohlfühlen im Wohnraum
von KayaEs gibt so unsagbar viele schöne Häuser, in denen man leben kann: Häuser mit Geschichten, Häuser mit liebevoller Einrichtung, Häuser, die einfach so ein Gefühl der Wärme ausstrahlen. Ich lebte eine Zeit lang in einem Haus aus dem Jahre 1664. Die Zeit in diesem Haus war ganz phantastisch und prägend. Es war liebevoll instand gehalten - sowohl innen als auch außen. Die alten Balken des Ständerwerks schienen mir nachts Geschichten zu erzählen. Und ich habe mich gefragt, wie alt das Holz jetzt sein müsste, wenn es 1664 schon diesen Umfang hatte. Was es wohl schon alles erlebt hat? Würde es uns teilhaben lassen?
Schlichtheit und Konsum
Das alte Heuerhaus lag abgelegen - fern ab von befahrenen Straßen und dem Lärm der Welt und dennoch, irgendetwas war nicht perfekt an diesem Haus. Erst ein paar Jahre später bemerkte ich, dass diese Erkenntnis einer Sehnsucht nach Schlichtheit entsprang. Das Haus war arbeitsintensiv und wollte gepflegt werden. Ich hatte das Gefühl, dass alle meine Dinge die leeren Regale befüllen sollten. Meine Mitbewohnerin und ich waren immer (erfolgreich) auf der Suche nach passenden Deko-Artikeln, die wiederum Staub fingen und mir - als ordnungsliebenden Menschen - wiederum Arbeit machten. Ich befand mich in einem Kreislauf, in dem Konsum kurzzeitig glücklich machte, später aber eher unvorteilhaft war, da er mit der Pflege der Konsumgüter einher ging. Da dieser Kreislauf aus Konsum und späterer Pflege für mich aber "normal" war, konnte ich diesen Prozess zu dem Zeitpunkt noch nicht fassen. Aber es gab schließlich eine Begegnung, die alles veränderte:
Eine gute Freundin lebt ebenfalls in einem großen alten Haus. Jede Kleinigkeit bei ihr findet mit Liebe und Sorgfalt einen Platz. Das Haus ist ökologisch und hat ein wunderbares Klima. Alles nach meinem Geschmack und dennoch wusste ich nicht, was mich stört. Da war dieses minimale unterschwellige Gefühl des Unbehagens... Diese Freundin hat auch einen Zirkuswagen auf ihrem Grundstück, der ebenso herzerwärmend eingerichtet ist. Viel zu selten saßen wir dort neben dem Ofen und tranken Tee. Aber wenn ich daran zurückdenke, umschließt mich ein rundum wohliges Gefühl. Der kleine Raum gibt Geborgenheit. Die wenigen Dinge sind nicht erdrückend, sondern gerade so viel, dass man den Überblick behält und sich an allem immer wieder erfreuen kann.
Dies war mein erster Schritt auf dem Weg kleiner zu leben.
Marco musste ich von dieser Idee nicht lange überzeugen.
Der Beginn unserer Tiny House Planung
Die Planung für unser Tiny House begann im September 2016. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir schon eine große Menge unserer Habseligkeiten losgeworden. Durch einige Recherchen und Ideensammlungen haben wir eine grobe Raumaufteilung für unser eigenes kleines Heim auf Rädern geplant:
- Ein Loft über der Küche und dem Bad
- Der Eingang an der langen Seite
- Auf der offenen Seite ein erhöhter Sitzbereich mit Lagerraum darunter.
Um uns ein Bild von den Dimensionen zu machen, haben wir mit Malkreide die möglichen Größen des Trailers auf die Straße zu unserem Hof gemalt. Und uns sinnbildlich eingelebt. Die Entscheidung einen 6m anstatt 7,20m langen Trailer zu nehmen, ergab sich an diesem Tag.